Die Rol­le des Wachs­tums­hor­mons

Soma­to­tro­pin, Soma­to­tro­pes Hor­mon, Human Growth Hor­mo­ne (HGH) – all das sind Bezeich­nun­gen für das Wachs­tums­hor­mon. Eben­so viel­sei­tig wie die Namens­ge­bung, sind die Funk­tio­nen, die es erfüllt. shape UP erläu­tert, wel­ches Poten­zi­al in dem Mul­ti­ta­lent steckt.

HGH ist ein ech­ter Leis­tungs-Pusher, auch was den Sport anbe­langt. Kein Wun­der, denn das Wachs­tums­hor­mon gilt als eines der wich­tigs­ten Steu­er­ele­men­te des Orga­nis­mus. Es regu­liert unter ande­rem Aus­rei­fung, Grö­ßen­wachs­tum und Rege­ne­ra­ti­on des Kör­pers. Das Feh­len die­ses bio­che­mi­schen Boten­stoffs wür­de sich folg­lich äußerst nega­tiv aus­wir­ken: Ohne Soma­to­tro­pin wären wir alle ten­den­zi­ell klein­wüch­sig, dick und schwäch­lich. Schon das Nach­las­sen der HGH-Aus­schüt­tung hat gro­ßen phy­sio­lo­gi­schen Ein­fluss. HGH-Man­gel ist ein Top-Indi­ka­tor für vor­zei­ti­ges Altern und kann wei­te­re Unan­nehm­lich­kei­ten nach sich zie­hen: Abbau von Mus­kel- und Kno­chen­mas­se, anstei­gen­der Kör­per­fett­an­teil, Ver­schlech­te­rung der Sub­stanz von Haut, Haa­ren und Nägeln, erhöh­tes kar­dio­vasku­lä­res Risi­ko­pro­fil und psy­chi­sche Sym­pto­me wie Miss­lau­nig­keit und Unlust.

Was stößt HGH im Kör­per an?

Pro­du­ziert wird HGH im Vor­der­lap­pen der Hirn­an­hangs­drü­se (Hypo­phy­se). Ein paar Eta­gen tie­fer, näm­lich über­wie­gend in der Leber aber auch im Fett­ge­we­be, sti­mu­liert es die Pro­duk­ti­on von IGF‑1 (Insu­lin-like growth fac­tor 1). Rezep­to­ren für die Steue­rung die­ses wich­ti­gen Hor­mons sind in fast allen Gewe­ben und den meis­ten Zell­ty­pen vor­han­den. IGF‑1 hat ins­ge­samt eine ana­bo­le und zell­wachs­tums­för­dern­de Wir­kung. Zu des­sen posi­ti­ven, durch HGH ange­sto­ße­nen, Effek­ten kön­nen zäh­len: Anre­gung des Stoff­wech­sels, Repa­ra­tur von Kör­per­ge­we­ben wie Mus­keln, Kno­chen und Orga­nen, erhal­ten­der und auf­bau­en­der Ein­fluss auf Seh­nen, Bin­de­ge­we­be und Mus­ku­la­tur, Ver­bes­se­rung von Vita­li­tät, psy­chi­schem Wohl­be­fin­den und Libi­do.

Wie lan­ge plät­schert der Jung­brun­nen?

Ein Mini­mum an Erho­lungs­zeit auch nach schwers­ten Sün­den – der­lei „Luxus“ bie­tet uns der Kör­per nur in der Jugend. Auch dafür trägt das Wachs­tums­hor­mon die Haupt­ver­ant­wor­tung. In Kind­heit und Puber­tät sind des­sen Blut­spie­gel­wer­te drei- bis vier­mal höher als im Erwach­se­nen­al­ter, was die höhe­re Ener­gie und Rege­ne­ra­ti­ons­fä­hig­keit von jun­gen Men­schen erklärt. Wie bei allen ande­ren Hor­mo­nen auch, nimmt die Pro­duk­ti­on bei der Alte­rung ab. Ein ent­schei­den­der Wen­de­punkt ist die soge­nann­te Somat­o­pau­se. Setzt sie ein, wird das Soma­to­tro­pin nicht mehr aus­rei­chend gebil­det und aus­ge­schüt­tet. Die Pau­se fällt in der Regel in die Zeit zwi­schen drit­tem und sechs­tem Lebens­jahr­zehnt. Die Mehr­heit der Sech­zig­jäh­ri­gen ver­fügt nur noch über ein Vier­tel der zu Glanz­zei­ten pro­du­zier­ten HGH-Men­ge.

Wirkt HGH per se posi­tiv?

Nur Gutes tun ist sel­ten – scha­det HGH womög­lich in man­chen Belan­gen? Könn­te es als Zell­wachs­tums­an­re­ger bei­spiels­wei­se Krebs­zel­len sti­mu­lie­ren? Hier kann weit­ge­hend Ent­war­nung gege­ben wer­den. Bei natür­lich pro­du­zier­tem HGH scheint nach all­ge­mei­ner Quel­len­la­ge jeden­falls kein Risi­ko zu bestehen. Bei hoch­do­sier­ter the­ra­peu­ti­scher Ver­ab­rei­chung gibt es kri­ti­sche Stim­men spe­zi­ell bezüg­lich Brust­krebs, mehr­heit­lich lau­tet der Tenor aber auch hier: kei­ne Gefahr. Auch bei Fett­zel­len wäre ein aus­ge­lös­ter Wachs­tums­kick sicher alles ande­re als will­kom­men. Aber, kei­ne Sor­ge, HGH bewirkt sogar eher das Gegen­teil. Das Hor­mon mobi­li­siert Fett­säu­ren aus Fett­ge­we­be und sorgt somit für einen Abbau von Fett­de­pots.

Kri­tisch ist hin­ge­gen die miss­bräuch­li­che Gabe von HGH-Medi­ka­men­ten oder ‑Injek­tio­nen, vor­nehm­lich zu Doping­zwe­cken. Also so gut wie alles, was nicht unter ärzt­li­cher Anlei­tung geschieht und der sport­li­chen Leis­tungs­stei­ge­rung dient. Unsach­ge­mäß ver­ab­reich­tes Soma­tro­pin hemmt die kör­per­ei­ge­ne HGH-Pro­duk­ti­on, kann das Wachs­tum von inne­ren Orga­nen anre­gen und schwe­re Schä­den an ihnen ver­ur­sa­chen. Zudem besteht bei Über­do­sen das Risi­ko, eine irrever­si­ble Akro­me­ga­lie (aus­ge­präg­te Ver­grö­ße­rung der Extre­mi­tä­ten und der nach außen ragen­den Kör­per­tei­le wie Nase, Ohren und Kinn) zu ent­wi­ckeln.

Loh­nen sich HGH-The­ra­pien?

Solan­ge kein Miss­brauch besteht, ist HGH eine ech­te Vita­li­sie­rungs-Waf­fe. Also, ein­fach Soma­tro­pin zufüh­ren und schon kommt die ewi­ge Jugend? Ganz so ein­fach ist es nicht, denn schluss­end­lich ist das Wachs­tums­hor­mon auch nur ein Räd­chen im Kör­per­ge­trie­be. Es gilt stets das gro­ße Gan­ze zu betrach­ten, das Dre­hen an nur einer Stell­schrau­be kann etwas bewir­ken, wird aber nie Wun­der voll­brin­gen. Eine HGH-Sub­sti­tu­ti­on bei Erwach­se­nen unter ärzt­li­cher Kon­trol­le kann sinn­voll sein, wenn ein star­kes Defi­zit vor­liegt und ver­mehrt ent­spre­chen­de Alters­be­schwer­den auf­tre­ten. Auch eine Anti-Aging-Behand­lung mag den ein oder ande­ren posi­ti­ven Effekt brin­gen, auch hier ist eine Fach­arzt­be­hand­lung unum­gäng­lich und zugleich kos­ten­in­ten­siv, spe­zi­ell wenn einen lang­fris­ti­ge Behand­lung mit Sub­ku­tan-Sprit­zen ange­dacht ist. Und, bit­te beach­ten: Es gibt kon­ven­tio­nel­le­re Mög­lich­kei­ten, sein Soma­tro­pin-Level zu stei­gern.

Wie lässt sich HGH auf natür­li­che Wei­se sti­mu­lie­ren?

Rich­tig schla­fen
Schlaf ist der größ­te Anre­gungs­fak­tor für die HGH-Frei­set­zung. Eine regel­mä­ßi­ge Nacht­ru­he mit einer aus­gie­bi­gen ers­ten Tief­schlaf­pha­se, die etwa eine Stun­de nach dem Weg­ni­cken ein­setzt, gilt als ide­al. Umge­kehrt sind wech­seln­de Rhyth­men, bei denen ande­re Schlaf­pha­sen den Tief­schlaf vor­zei­tig ablö­sen, als pro­ble­ma­tisch ein­zu­stu­fen.

Viel bewe­gen
Kör­per­li­che Akti­vi­tät ist der zweit­wich­tigs­te Punkt. Eine Rei­zung der Mus­kel­fa­sern regt die­se zur Volu­men­ver­grö­ße­rung an, wofür ein höhe­rer Anteil an HGH im Blut benö­tigt wird. Ver­schie­de­ne Quel­len legen nahe, dass ein Hoch­in­ten­si­ves Inter­vall­trai­ning (HIIT) die Wachs­tums­hor­mon-Aus­schüt­tung beson­ders effi­zi­ent stei­gert.

Bedacht ernäh­ren
Gene­rell hilft es, Über­ge­wicht zu ver­hin­dern. Per­so­nen mit hohem Kör­per­fett­an­teil und grö­ße­rem Bauch­um­fang kom­men nur auf unge­fähr die Hälf­te der übli­chen HGH-Kon­zen­tra­ti­on. Ein wei­te­rer Ant­ago­nist ist Alko­hol, je regel­mä­ßi­ger er kon­su­miert wird, des­to ungüns­ti­ger das Resul­tat. Ähn­li­ches gilt für Zucker, sei­nen Kon­sum gilt es gege­be­nen­falls zu redu­zie­ren, denn hohe Insu­lin­spie­gel hem­men die HGH-Aus­schüt­tung. Daher auch die Ernäh­rungs­emp­feh­lung „Din­ner-Can­cel­ling“. Ein Ver­zicht auf abend­li­che Nah­rungs­auf­nah­me führt poten­zi­ell zu einer Ver­bes­se­rung der nächt­li­chen Hor­mon­bil­dung. In die­sem Sin­ne: Schla­fe und sport­le gut, dann wird’s auch was mit HGH.

Abbil­dung: Grü­ner – stock.adobe.com
Quel­le: shape UP Vita 4/2023