Fit durch den Wech­sel

Wäh­rend man­che Frau­en pro­blem­los durch ihre Wech­sel­jah­re kom­men, stel­len die­se für die meis­ten Frau­en eine enor­me Her­aus­for­de­rung dar. Wech­sel­jah­res­be­schwer­den gibt es vie­le, zum Glück aber auch zahl­rei­che her­vor­ra­gen­de kom­ple­men­tär­me­di­zi­ni­sche Metho­den, die Frau­en hel­fen und sie ganz­heit­lich und neben­wir­kungs­frei unter­stüt­zen.

Von der Puber­tät bis zu den Wech­sel­jah­ren durch­läuft eine Frau ca. 400 Mal den weib­li­chen Zyklus, der dar­auf aus­ge­rich­tet ist, güns­ti­ge Vor­aus­set­zun­gen für eine Befruch­tung (Schwan­ger­schaft) zu schaf­fen. Noch vor 100 Jah­ren lag das Durch­schnitts­al­ter für die ers­te Peri­ode bei Mäd­chen bei 17 Jah­ren. Heu­te ist es 13 Jah­re. Vom Kli­mak­te­ri­um (grie­chisch: kli­mak­tér = kri­ti­scher Zeit­punkt) spre­chen wir, wenn die Frau in die Jah­re der hor­mo­nel­len Umstel­lung kommt. Dies beinhal­tet den Zeit­punkt vor und nach der Meno­pau­se inklu­si­ve den Über­gang von der repro­duk­ti­ven zur post­me­no­pau­sa­len Pha­se. Bei der Frau ver­än­dern sich in die­ser Pha­se Kör­per und Psy­che glei­cher­ma­ßen, jedoch im indi­vi­du­el­len Aus­maß.

Eine dras­ti­sche Umstel­lung

Der weib­li­che Kör­per ver­än­dert sich in den Wech­sel­jah­ren enorm. Die Eier­stö­cke stel­len die Pro­duk­ti­on von Östro­gen und Ges­ta­gen ein. Die­ser Man­gel im Hor­mon­haus­halt bringt alles durch­ein­an­der. Die Hor­mo­ne spie­len ver­rückt, das Gehirn ver­sucht gegen­zu­steu­ern, der Kör­per muss ein neu­es Gleich­ge­wicht fin­den. Die­ser Pro­zess dau­ert min­des­tens meis­tens 2–3 Jah­re, maxi­mal 10 Jah­re. Die Wech­sel­jah­re begin­nen bei man­chen Frau­en schon mit 40, bei ande­ren erst mit Mit­te 50. Das Kli­mak­te­ri­um wird ein­ge­teilt in:

Prä­me­no­pau­se: Der Rück­gang des Pro­ges­te­ron­spie­gels sorgt für ers­te unre­gel­mä­ßi­ge bis gele­gent­lich aus­blei­ben­de Mens­trua­ti­ons­zy­klen
Meno­pau­se: Die Eier­stö­cke stel­len ihre Pro­duk­ti­on ein, die Mens­trua­ti­on bleibt aus
Peri­me­no­pau­se: Zeit­raum zwi­schen Prä- und Post­me­no­pau­se
Post­me­no­pau­se: Zeit­raum von 12 Mona­ten nach der letz­ten Mens­trua­ti­on

Beschwer­de­bil­der

Die hor­mo­nel­le Umstel­lung kann gra­vie­ren­de kör­per­li­che sowie see­li­sche Beschwer­den mit sich brin­gen. Typi­sche Sym­pto­me zu Beginn der Meno­pau­se sind Hit­ze­wal­lun­gen, Schlaf­stö­run­gen, vagi­na­le Tro­cken­heit und Stim­mungs­schwan­kun­gen. Beim Sex kön­nen Schmer­zen auf­tre­ten. Die „Tage“ ver­än­dern den Hor­mon­le­vel. Vie­le Frau­en ver­spü­ren dann Trau­rig­keit, Irri­ta­ti­on oder Aggres­si­on. Das Prä­men­struel­le Syn­drom (PMS) tritt Tage vor dem Ein­tre­ten der Regel­blu­tung ein und endet mit Beginn die­ser. In Deutsch­land ist jede drit­te Frau im gebär­fä­hi­gen Alter von PMS betrof­fen. Zu den häu­figs­ten kör­per­li­chen Sym­pto­men zäh­len: Akti­vie­rung laten­ter Ent­zün­dungs­her­de im Kör­per, Durch­fall, Haut­ver­än­de­run­gen, Heiß­hun­ger oder Appe­tit­lo­sig­keit, Kopf- und Rücken­schmer­zen, Krämp­fe im Unter­bauch, Kreis­lauf­be­schwer­den, Migrä­ne, Müdig­keit, Öde­me, Schmer­zen beim Sex, Schwel­lun­gen der Brüs­te, Übel­keit.

Es kommt jedoch auch zu psy­chi­schen Sym­pto­men: Angst­zu­stän­de, Antriebs­lo­sig­keit oder Hyper­ak­ti­vi­tät, Stim­mungs­schwan­kun­gen (depres­siv, aggres­siv, manisch grund­lo­ses Wei­nen oder Lachen), Über­for­de­rung, Ver­än­de­run­gen des Appe­tits, Ver­min­der­tes Selbst­wert­ge­fühl.

Hor­mo­nell redu­ziert sich Östro­gen enorm. Schwan­kun­gen im Mens­trua­ti­ons­zy­klus sind eine Fol­ge: Die Blu­tun­gen wer­den schwä­cher oder stär­ker, die Abstän­de dazwi­schen grö­ßer oder klei­ner. Mit dem fina­len Aus­blei­ben der Regel­blu­tung endet die frucht­ba­re Zeit für die Frau. Die Hor­mon­um­stel­lung erhöht außer­dem das Risi­ko, an Osteo­po­ro­se zu erkran­ken. Ände­run­gen des Stoff­wech­sels und damit asso­zi­ier­te Erkran­kun­gen wie Dia­be­tes mel­li­tus wer­den häu­fig beob­ach­tet. Die Zunah­me an Kör­per­mas­se, vis­ze­ra­lem Fett, Bauch- und Hüft­um­fang belas­ten vie­le Frau­en post­me­no­pau­sal.

Kom­ple­men­tär­me­di­zi­ni­sche Tipps

Gesun­des Essen
Da mit dem Östro­gen­rück­gang auch der Gesund­heits­schutz zurück­geht, soll­te auf einen gesund­heits­be­wuss­ten Lebens­stil über­ge­gan­gen wer­den. Eine phy­to­ös­tro­gen­rei­che Ernäh­rung kann hel­fen. Phy­to­ös­tro­ge­nen fin­den sich in Getrei­de, Obst, Gemü­se, Lein­sa­men und Hül­sen­früch­ten. Ein Geheim­tipp bei Hit­ze­wal­lun­gen, Schlaf­stö­run­gen und vagi­na­ler Tro­cken­heit ist Gra­nat­ap­fel­sa­men­öl.

Der Kör­per benö­tigt mit stei­gen­dem Alter weni­ger Ener­gie, dafür steigt der Bedarf an Nähr­stof­fen. Emp­foh­len wer­den Lebens­mit­tel mit gerin­gem Energie‑, aber hohem Nähr­stoff­ge­halt: Gemü­se, Sala­te, Hül­sen­früch­te, Obst, Voll­korn­pro­duk­te, Kar­tof­feln, fett­ar­me Milch­pro­duk­te und mage­res Fleisch. Süßig­kei­ten, Kuchen, Gebäck sowie Fer­tig­ge­rich­te soll­ten stark redu­ziert wer­den. Jede Mahl­zeit soll­te Pro­te­in (z.B. Milch­pro­duk­te, Hül­sen­früch­te, Fleisch, Fisch), wenig Fett (pflanz­li­ches Öl) und eine Koh­len­hy­drat­quel­le mit nied­ri­ger Blut­zu­cker­wirk­sam­keit (z.B. Voll­korn­brot, Natur­reis, Voll­korn­nu­deln) ent­hal­ten.

Weil der Kör­per Östro­gen ver­liert, müs­sen die Kno­chen gestärkt wer­den. Cal­ci­um ist der wich­tigs­te Bau­stoff für das Kno­chen­ge­we­be. 1.000 Mil­li­gramm mit der Nah­rung sind das Ziel. Ide­al sind cal­ci­um­rei­che Zwi­schen­mahl­zei­ten wie Joghurt oder Nüs­se. Eben­so wich­tig ist Vit­amin D, das die Auf­nah­me von Cal­ci­um aus der Nah­rung und sei­nen Ein­bau in die Kno­chen för­dert. Fett­fi­sche wie Hering, Makre­le und Lachs, Pil­ze sowie Eier sind gute Lie­fe­ran­ten. Herz­in­farkt und Schlag­an­fall tref­fen Frau­en häu­fi­ger als Män­ner. Ein Grund dafür könn­te sein, dass nach der Meno­pau­se die Kon­zen­tra­ti­on des HDL-Cho­le­ste­rins im Blut steigt. Dazu kom­men unlie­be Figur­ver­än­de­run­gen: Fett­pols­ter auf den Hüf­ten ver­la­gern sich zum Bauch, der Tail­len­um­fang steigt. Dies beein­flusst das Herz-Kreis­lauf-Sys­tem nega­tiv.

Um der Figur Gutes zu tun, soll­ten Frau­en täg­lich drei klei­ne Por­tio­nen Gemü­se oder Salat und zwei Por­tio­nen Obst essen. Auch der Pro­te­in­be­darf des Kör­pers muss abge­deckt wer­den. Täg­lich kön­nen drei Por­tio­nen fett­ar­me Milch und Milch­pro­duk­te, z.B. ein Glas Milch, ein Becher Joghurt und eine Schei­be Käse, ihre Wir­kung erzie­len. Um Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen vor­zu­beu­gen, ist es wich­tig, Bal­last­stof­fe in Form von Gemü­se, Obst und Voll­korn­pro­duk­ten sowie die rich­ti­gen Fet­te auf­zu­neh­men. Bei fett­rei­chen Lebens­mit­teln, die vie­le gesät­tig­te Fett­säu­ren lie­fern, ist Ein­spa­ren ange­sagt: Süßig­kei­ten, Back­wa­ren, Fer­tig­ge­rich­te und fet­te Wurst­sor­ten. Die Zufuhr von Trans­fett­säu­ren (in Blät­ter­teig­ge­bäck, Nuss-Nou­gat-Creme, Chips) soll­te nied­rig sein. Dafür kön­nen Raps- und Wal­nuss­öl zur Zube­rei­tung genutzt wer­den. Sie sind reich an Ome­ga-3- und unge­sät­tig­ten Fett­säu­ren.

Um einem trä­gen Darm zu begeg­nen, gilt es, aus­rei­chend Flüs­sig­keit und Bal­last­stof­fe ein­zu­neh­men. Bal­last­stof­fe sind ent­hal­ten in Gemü­se, Obst, Tro­cken- sowie Hül­sen­früch­te und Voll­korn­pro­duk­ten. Milch­säu­re­hal­ti­ge Lebens­mit­tel sowie koh­len­säu­re­hal­ti­ges Mine­ral­was­ser regen die Darm­be­we­gun­gen an. Scho­ko­la­de, Weiß­mehl­pro­duk­te und Bana­nen soll­ten gemie­den wer­den. Vor­sicht: Alko­hol und Kaf­fee kön­nen Hit­ze­wal­lun­gen ver­stär­ken. Bei Schlaf­stö­run­gen emp­fiehlt sich, ab Nach­mit­tag auf anre­gen­de Geträn­ke zu ver­zich­ten. Die Abend­mahl­zeit kann etwas vor­ver­legt und beson­ders leicht gestal­tet wer­den.

Sport lin­dert Schmer­zen & stärkt die Kno­chen
Eine der größ­ten Gefah­ren wäh­rend der Wech­sel­jah­re ist die Bil­dung einer Osteo­po­ro­se. Regel­mä­ßi­ge kör­per­li­che Akti­vi­tät sowie das Training von Kraft und Koor­di­na­ti­on wer­den emp­foh­len, da Mus­kel­kraft und Geschick­lich­keit die Kno­chen­fes­tig­keit stär­ken und die Bruch­ge­fahr redu­zie­ren. Gleich­ge­wicht, Balan­ce, Fle­xi­bi­li­tät, Koor­di­na­ti­on und Geschick­lich­keit wer­den geför­dert (bes­te Sturz­pro­phy­la­xe). Wäh­rend durch Bewe­gung das Risi­ko für Brust­krebs und Dia­be­tes gesenkt wird, kann Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen und Arte­rio­skle­ro­se vor­ge­beugt wer­den. Dazu kommt die anti­de­pres­si­ve, freu­de­brin­gen­de Wir­kung: Depres­si­on, Angst, Stress, Reiz­bar­keit und Ver­gess­lich­keit wer­den nach­hal­tig ver­bes­sert. Schon 15–20 Minu­ten am Tag bewuss­te Bewe­gung, z.B. Spa­zier­gang an der fri­schen Luft, hilft. Ein- bis zwei­mal wöchent­lich soll­te der Sport etwas län­ger aus­ge­führt wer­den: Wal­king, Yoga, Pila­tes und Schwim­men sind unse­re Top 4.

Ent­span­nung: In der Ruhe liegt die Kraft
Das Auto­ge­ne Training ist eine auf Auto­sug­ges­tio­nen basie­ren­de Ent­span­nungs­me­tho­de, die beru­hi­gend, lösend und rege­ne­rie­rend auf den Orga­nis­mus wirkt. AT ent­spannt kör­per­lich, trai­niert den Kreis­lauf, schafft einen kla­ren Kopf und lehrt, Kör­per, Geist und See­le allein mit der Kraft der Gedan­ken zu beein­flus­sen. Im Auto­ge­nen Training wer­den Pro­gram­mie­run­gen vor­ge­nom­men, die für eine Har­mo­ni­sie­rung des gestör­ten vege­ta­ti­ven Gleich­ge­wichts sor­gen. In indi­vi­du­el­len For­meln kön­nen gezielt Sym­pto­me der Wech­sel­jah­res­be­schwer­den ange­spro­chen wer­den.

Die Kraft von Heil­pflan­zen nut­zen
Bei leich­ten bis mit­tel­schwe­ren Wech­sel­jah­res­be­schwer­den wie Hit­ze­wal­lun­gen, Schweiß­aus­brü­chen, Schlaf­stö­run­gen und depres­si­ven Ver­stim­mun­gen kön­nen Phy­to­the­ra­peu­ti­ka hel­fen.

Hier unse­re Top 3: Das Johan­nis­kraut gehört zur Fami­lie der Hyperi­caceae (Hart­heu-Gewäch­se). An Inhalts­stof­fen hat es u.a. Fla­vo­no­ide, Gerb­stof­fe und Hyperi­cin zu bie­ten. Sei­ne Sekret­be­häl­ter beinhal­ten eine Flüs­sig­keit aus äthe­ri­schen Ölen und Har­zen. Schon Para­cel­sus war von der wund­hei­len­den, anti­sep­ti­schen und aus­lei­ten­den Wir­kung des Johan­nis­krauts über­zeugt. Johan­nis­kraut regt die die Blut­zir­ku­la­ti­on an und trägt wich­ti­ge Auf­bau- und Ernäh­rungs­pro­zes­se bis in die Ner­ven- und Sin­nessphä­re hin­ein. Es beru­higt, lin­dert Schmer­zen und sorgt für beschleu­nig­te Wund­hei­lung. Ein­rei­bun­gen mit sei­nem Rot­öl hel­fen bei Ner­ven­schmer­zen, Hexen­schuss und Ver­stau­chun­gen. Zur Stim­mungs­auf­hel­lung wird es bei Depres­sio­nen ein­ge­setzt, die Licht­pflan­ze ver­treibt die Düs­ter­heit im Kopf.

Die Pas­si­ons­blu­me gehört zur Fami­lie der Pas­si­flo­r­aceae (Pas­si­ons­blu­men-Gewäch­se). Ihre wich­tigs­ten Inhalts­stof­fe sind Fla­vo­no­ide mit Vit­ex­in, Cuma­rin, Umbel­li­fe­ron und Mal­tol. Wenn ner­vö­se Zustän­de zu Beschwer­den füh­ren, ist sie genau rich­tig. Ner­vö­se Unru­he und leich­te Ein­schlaf­stö­run­gen gehö­ren genau­so wie psy­cho­so­ma­ti­sche Magen-Darm-Pro­ble­me zu ihren Indi­ka­tio­nen. In der Homöo­pa­thie wird sie als krampf­lö­sen­des Mit­tel ein­ge­setzt.

Der Sal­bei gehört zur Fami­lie der Lami­aceae (Lip­pen­blüt­ler-Gewäch­se). Äthe­ri­sches Öl, Gerb­stof­fe, Bit­ter­stof­fe und Fla­vo­no­ide machen ihn inter­es­sant. Sal­bei-Tee heilt Ent­zün­dun­gen in Mund und Rachen, beru­higt die Schleim­häu­te, redu­ziert die Schweiß­ab­son­de­rung, hat güns­ti­gen Ein­fluss auf Magen und Darm. Das äthe­ri­sche Öl des­in­fi­ziert und wirkt krampf­lö­send.

Kneip­pen: Tem­pe­ra­tur­rei­ze sinn­voll nut­zen
Der Wech­sel von Kalt und Heiß tut dem Kör­per gut und trai­niert ihn – genau rich­tig bei vaso­mo­to­ri­schen Stö­run­gen (Schwit­zen und Hit­ze­wal­lun­gen). Die erwei­ter­ten Adern lei­ten ver­mehrt war­mes Blut aus dem Kör­per­in­ne­ren an die küh­le­re Ober­flä­che, mit dem Resul­tat der Hit­ze­emp­fin­dung. Mit den Kneipp´schen Tem­pe­ra­tur­rei­zen kann man posi­ti­ven Ein­fluss dar­auf neh­men. Was­ser über­trägt die Tem­pe­ra­tur auf die Haut. Kal­tes und war­mes Was­ser trai­nie­ren die Gefäß­re­fle­xe auf Tem­pe­ra­tur­schwan­kun­gen. Eine tol­le Begleit­erschei­nung ist ein ver­bes­ser­ter Schlaf.

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Quel­le: shape UP Ladies 4/2023