HIIT-ver­däch­tig

Regel­mä­ßig Sport machen soll der Mensch, soviel ist klar. Sport hält uns fit für die Anfor­de­run­gen des All­tags, kräf­tigt unse­re Mus­keln, erhöht unse­re kar­dio­re­spi­ra­to­ri­sche Leis­tungs­fä­hig­keit, stärkt unser Immun­sys­tem und spielt eine wich­ti­ge Rol­le in der Prä­ven­ti­on zahl­rei­cher Erkran­kun­gen. Durch ein inten­si­ves Inter­vall­trai­ning lässt sich zudem Zeit spa­ren, ohne Ein­bu­ßen im Trai­nings­ef­fekt.

Der moder­ne Mensch hat meist wenig Zeit. Dem­ge­gen­über ste­hen Emp­feh­lun­gen für kör­per­li­che Akti­vi­tät im Umfang von 150 Minu­ten mode­ra­tem Aus­dau­er­trai­ning plus zwei­mal Kraft­trai­ning pro Woche. Zeit­öko­no­misch attrak­tiv erschei­nen hoch­in­ten­si­ve Inter­vall­trai­nings. Aktu­el­le Stu­di­en beschei­ni­gen die­sen posi­ti­ve Effek­te, zum Bei­spiel auf Kraft, Blut­druck, maxi­ma­le Sauer­stoff­auf­nah­me, Redu­zie­rung des Kör­per­ge­wichts, Kör­per­fett­an­teils und der Insu­lin­re­sis­tenz.

Zeit­öko­no­mi­scher Zir­kel

Trai­ning in Zir­kel­form erfreut sich in den letz­ten Jah­ren wach­sen­der Beliebt­heit, sowohl im Bereich des Kraft‑, als auch des Kar­dio-Trai­nings. Es wech­seln sich Übun­gen für ver­schie­de­ne Mus­kel­grup­pen ab, das Zir­kel­trai­ning ist in der Regel hoch­in­ten­siv und in Inter­val­len orga­ni­siert, zum Bei­spiel 60 Sekun­den Belas­tung und 30 Sekun­den Pau­se zwi­schen den Sta­tio­nen. Dadurch ist es zeit­öko­no­misch, trotz­dem kön­nen sich die Trai­nie­ren­den effek­tiv aus­be­las­ten. Ein Blick auf aktu­el­le Stu­di­en bestä­tigt die posi­ti­ven Effek­te inten­si­ver Trai­nings­pro­to­kol­le in Zir­kel­form.

Zir­kel­trai­ning bei Adi­po­si­tas

Aber kraft­be­ton­tes Zir­kel­trai­ning ist nicht nur emp­feh­lens­wert für schlan­ke, fit­te Sport­ler, son­dern auch für über­ge­wich­ti­ge Per­so­nen. Es min­dert unter ande­rem die Insu­lin­re­sis­tenz bei Adi­po­si­tas, so das Ergeb­nis einer aktu­el­len Unter­su­chung. Ira­ni­sche Wis­sen­schaft­ler unter­such­ten in einer ran­do­mi­sier­ten Stu­die 28 gesun­de adi­pö­se Män­ner, die­se waren durch­schnitt­lich 36 Jah­re alt, 96 Kilo­gramm schwer und hat­ten einen Body-Mass-Index (BMI) von 32. Wäh­rend die Kon­troll­grup­pe sich nicht kör­per­lich betä­tig­te, absol­vier­te die Inter­ven­ti­ons­grup­pe drei­mal pro Woche acht Wochen lang ein Zir­kel­trai­ning. Die­ses bestand aus zwölf Übun­gen, unter ande­rem Bein­pres­se, Bein­beu­ger- und ‑stre­cker, Biceps Curls, Bank­drü­cken et cete­ra.
Die Üben­den mach­ten je acht bis zehn Wie­der­ho­lun­gen pro Gerät und absol­vier­ten drei Run­den im Zir­kel. Sie star­te­ten mit 50 Pro­zent ihres Ein­wie­der­ho­lungs­ma­xi­mums und stei­ger­ten sich im Ver­lauf auf 85 Pro­zent. Eine Trai­nings­ein­heit dau­er­te 80 Minu­ten. Kli­ni­sche Ziel­grö­ßen zu Beginn und nach acht Wochen Trai­ning waren die Kör­per­zu­sam­men­set­zung, Insu­lin­re­sis­tenz und Pro­gra­nu­lin-Wer­te im Plas­ma (Pro­gra­nu­lin ist ein vom Fett­ge­we­be pro­du­zier­tes, pro­in­flamma­to­ri­sches Hor­mon). Die Trai­nings­grup­pe hat­te im Ver­gleich zur Kon­troll­grup­pe ihr Kör­per­ge­wicht, ihren pro­zen­tua­len Kör­per­fett­an­teil und BMI signi­fi­kant redu­ziert. Das Ver­hält­nis zwi­schen Tail­len- und Bauch­um­fang war bes­ser, die Insu­lin­re­sis­tenz und Pro­gra­nu­lin-Wer­te waren gerin­ger.

Ein kraf­t­ori­en­tier­tes Zir­kel­trai­ning ist dem­nach emp­feh­lens­wert für adi­pö­se Män­ner zur Ver­bes­se­rung der Kör­per­zu­sam­men­set­zung und Min­de­rung der Insu­lin­re­sis­tenz und leis­tet somit einen Bei­trag in der Prä­ven­ti­on der Ent­wick­lung eines Typ-II-Dia­be­tes.

Fit in sie­ben Minu­ten?

Eine ande­re Stu­die the­ma­ti­siert, dass nicht alle Men­schen Zugang zu einem Fit­ness­stu­dio und viel­leicht auch nicht die Zeit oder Moti­va­ti­on haben, ein umfang­reiches Trai­ning zu absol­vie­ren. Ame­ri­ka­ni­sche Wis­sen­schaft­ler wei­sen auf Smart­pho­ne-Apps hin, die mit sie­ben­mi­nü­ti­gen Work­outs Ver­bes­se­run­gen der Fit­ness ver­spre­chen und die man bequem zuhau­se nut­zen kann. Um die Wirk­sam­keit sol­cher Anwen­dun­gen zu eva­lu­ie­ren, unter­such­ten sie in ihrer Pilot­stu­die die meta­bo­li­schen Aus­wir­kun­gen zwei­er Trai­nings­pro­to­kol­le: Zir­kel­trai­ning ver­sus Fahr­ra­der­go­me­ter. Zwölf gesun­de Pro­ban­den nah­men teil, jeweils sechs Frau­en und Män­ner, das Durch­schnitts­al­ter lag bei 24 Jah­ren. Am Anfang wur­de mit­hil­fe eines Belas­tungs­tests die maxi­ma­le Herz­fre­quenz bestimmt. Im Cross­over-Design absol­vier­ten die Teil­neh­mer ent­we­der zunächst sie­ben Minu­ten auf dem Fahr­ra­der­go­me­ter bei 70 bis 80 Pro­zent der maxi­ma­len Herz­fre­quenz oder ein Zir­kel­trai­ning von sie­ben Minu­ten Dau­er, bestehend aus zwölf Übun­gen, unter ande­rem: Ham­pel­män­ner, wall sits, push ups, crun­ches, step ups, squats, planks und side planks.

Bei bei­den Grup­pen betrug die Trai­nings­zeit jeweils 30 Sekun­den, die Pau­sen dazwi­schen dau­er­ten immer fünf Sekun­den. Bei­den Trai­nings­mo­da­li­tä­ten folg­te eine drei­mi­nü­ti­ge Cool-down-Pha­se auf dem Fahr­ra­der­go­me­ter. Danach ruh­ten die Pro­ban­den eine Stun­de im Sit­zen aus und wur­den unter­sucht. Die For­scher maßen vor und direkt nach dem Trai­ning, so wie 15, 30, 45 und 60 Minu­ten spä­ter den Blut­druck und die Herz­fre­quenz und bestimm­ten die Blutglu­ko­se- und Fett­wer­te. Die Grup­pen unter­schie­den sich nicht hin­sicht­lich der Blut­wer­te, dafür war die Belas­tungs­dau­er von sie­ben Minu­ten wohl zu kurz. Aber es gab Unter­schie­de hin­sicht­lich des dia­sto­li­schen Blut­drucks: Die­ser war direkt nach der Inter­ven­ti­on signi­fi­kant höher in der Fahr­ra­der­go­me­ter­grup­pe. Die Herz­fre­quenz hin­ge­gen war höher nach dem Zir­kel­trai­ning; dies hängt wohl auch damit zusam­men, dass die­ses sowohl Mus­keln der obe­ren als auch der unte­ren Extre­mi­tät ansprach, das Fahr­ra­der­go­me­ter hin­ge­gen nur die unte­re Extre­mi­tät.

Die Autoren schluss­fol­gern, dass ein kur­zes Zir­kel­trai­ning von sie­ben Minu­ten Dau­er, wie es auf dem App-Markt ange­bo­ten wird, posi­ti­ve Aus­wir­kun­gen haben kann auf die Blut­druck­re­gu­la­ti­on und Men­schen ent­ge­gen­kommt, die wenig Zeit haben oder nicht über eine Mit­glied­schaft im Fit­ness­stu­dio ver­fü­gen.

Aus­dau­er- oder Inter­vall­me­tho­de?

Spa­ni­sche For­scher unter­such­ten, ob ein hoch­in­ten­si­ves Inter­vall­trai­ning (HIIT) in Zir­kel­form ver­gleich­ba­re oder bes­se­re Ergeb­nis­se erzielt als ein mode­ra­tes Aus­dau­er­trai­ning nach der Dau­er­me­tho­de. Sie ran­do­mi­sier­ten 54 älte­re gesun­de Frau­en ohne kar­dio­lo­gi­sche, respi­ra­to­ri­sche oder Gelenk­er­kran­kun­gen in drei Grup­pen: Wäh­rend die Kon­troll­grup­pe (n = 18) kei­ne Übun­gen mach­te, absol­vier­ten bei­de Übungs­grup­pen (je n = 18) zwei­mal pro Woche für jeweils eine Stun­de ent­we­der mode­ra­tes Aus­dau­er­trai­ning bei gleich­blei­ben­der Inten­si­tät (Borg-Ska­la sechs bis 14) oder HIIT (Borg-Ska­la zwölf bis 18).

Der Schwer­punkt der Übungs­in­ter­ven­tio­nen lag auf Aus­dau­er­ele­men­ten, wie sie beim Step-Aero­bic vor­kom­men. Fol­gen­de kli­ni­sche Ziel­grö­ßen wur­den wäh­rend eines sub­ma­xi­ma­len Belas­tungs­tests auf dem Lauf­band gemes­sen: maxi­ma­le Sauer­stoff­auf­nah­me (VO2max, ein Indi­ka­tor für die kar­dio­vasku­lä­re Gesund­heit), Herz­fre­quenz und Blut­druck. Die Inter­ven­ti­on dau­er­te 18 Wochen, das Alter der Teil­neh­me­rin­nen betrug durch­schnitt­lich rund 68 Jah­re. Die Ergeb­nis­se von 41 Pati­en­ten konn­ten aus­ge­wer­tet wer­den. Nach der Inter­ven­ti­on hat­ten sich VO2max und der dia­sto­li­sche Blut­druck nach dem Trai­ning in bei­den Übungs­grup­pen signi­fi­kant ver­bes­sert, ver­gli­chen mit der Kon­troll­grup­pe. Durch die HIIT-Inter­ven­ti­on hat­te sich zudem auch der systo­li­sche Blut­druck nach dem Trai­ning ver­bes­sert.

HIIT hilft

Ein hoch­in­ten­si­ves Inter­vall­trai­ning in Zir­kel­form mit Aus­dau­er- und Kraft­ele­men­ten scheint eine inter­es­san­te Trai­nings­va­ri­an­te für Gesun­de zu sein. Es hat posi­ti­ve Aus­wir­kun­gen unter ande­rem auf die Mus­kel­kraft, die anae­ro­be Aus­dau­er, den Blut­druck und die maxi­ma­le Sauer­stoff­auf­nah­me. Es min­dert den Kör­per­fett­an­teil und senkt die Insu­lin­re­sis­tenz. Außer­dem benö­tigt es weni­ger Zeit als her­kömm­li­che Trai­nings und ist somit wahr­schein­lich leich­ter in den All­tag vie­ler Men­schen zu inte­grie­ren.

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