Jeder ist ein eis­kal­ter Typ

Jeder ist ein eiskalter Typ / Bild: carlos.araujo, ShutterstockÜber die eige­nen Gren­zen gehen – das müs­sen doch wohl nur Extrem­sport­ler. Einen Mara­thon bei minus 20 Grad mit frei­en Ober­kör­per oder ohne Was­ser durch die Wüs­te in Nami­bia lau­fen – das braucht doch kein Mensch. Und trotz­dem haben die­se und vie­le ande­re Gui­ness Welt­re­kor­de des Hol­län­ders Wim Hof auch für Otto Nor­mal­ver­brau­cher einen Sinn. Denn der 58-Jäh­ri­ge hat sei­ne Extrem­leis­tun­gen durch eine Metho­de erreicht, mit der jeder sein Immun­sys­tem trai­nie­ren und sei­ne Leis­tungs­gren­zen erwei­tern kann. Das ver­schafft uns mehr Ener­gie und sta­bi­li­siert die Gesund­heit – auch ohne Rekor­de.

Die Wim Hof Metho­de besteht aus drei Kom­po­nen­ten, der Atem­tech­nik, der Käl­te­the­ra­pie und der Eigen­mo­ti­va­ti­on. Bei der Atem­tech­nik han­delt es sich im Grun­de genom­men um ein kon­trol­lier­tes Hyper­ven­ti­lie­ren, bei dem der Kör­per in kur­zer Zeit mit sehr viel Sau­er­stoff ange­rei­chert wird. Die Metho­de ist nicht ganz ohne Risi­ko.

Wer sei­nen Kör­per zu stark for­dert, ris­kiert das Bewusst­sein ver­lie­ren. Des­we­gen ist es sehr wich­tig, die Atem­übung nur in einer siche­ren Umge­bung aus­zu­füh­ren, etwa im Lie­gen oder auf der Couch sit­zend. Schwan­ge­re und Epi­lep­ti­ker soll­ten die Metho­de laut Hof nicht nut­zen. Wer unter medi­zi­ni­schen Pro­ble­men lei­det, soll­te vor Beginn des Trai­nings zudem immer erst die Mei­nung eines Arz­tes ein­ho­len.

Die Atem­übung beginnt mit rund 30 Atem­zü­gen. Dabei wird tief durch die Nase ein­ge­at­met bis die Lun­gen kom­plett gefüllt sind. Anschlie­ßend erfolgt ein kur­zes Aus­at­men über den Mund. Oft ver­spürt man im Lau­fe der Aus­füh­rung eine Leich­tig­keit im Kopf und ein Krib­beln im Kör­per. Nach etwa 30 Atem­zü­gen erfolgt ein kom­plet­tes Aus­at­men gefolgt von einem Luft anhal­ten. Die­se wird so lan­ge ange­hal­ten bis man den Drang zum nächs­ten Atem­zug ver­spürt.

Kann der Atem nicht mehr gehal­ten wer­den, erfolgt ein tie­fes Ein­at­men. Sobald die Lun­gen gefüllt sind hält man die Luft für wei­te­re zehn Sekun­den an, danach wird wie­der nor­mal geat­met. Das Gan­ze ist ein Zyklus, der ins­ge­samt drei mal wie­der­holt wird.

Nach der Atem­übung erfolgt dann die Käl­te­übung, etwa in Form einer kal­ten Dusche. Anfän­ger kön­nen erst ein­mal mit einer Wech­sel­du­sche begin­nen, bei der von warm nach kalt und wie­der zurück gewech­selt wird. Mit der Zeit sol­len die Käl­te­pha­sen dann aus­ge­baut wer­den.

Ein regel­mä­ßi­ges Training soll die Durch­blu­tung ver­bes­sern und die Käl­te­re­sis­tenz för­dern. Auch das Immun­sys­tem soll durch die Anwen­dung der Atem­tech­nik gestärkt wer­den.

Dass die Metho­de ihren gesund­heit­li­chen Nut­zen hat, konn­ten Wis­sen­schaft­ler in einer Stu­die nach­wei­sen, bei der dem Hol­län­der ein soge­nann­tes Endo­to­xin inji­ziert wur­de, das zur grip­pe-ähn­li­chen Sym­pto­men führt. Wim Hof jedoch zeig­te kei­ner­lei Regung. Sein Immun­sys­tem schal­te­te die Viren bin­nen kür­zes­ter Zeit aus. Ein Effekt, der auch von weni­ger abge­här­te­ten Men­schen erreicht wer­den kann, wie die Wie­der­ho­lung des Expe­ri­ments bewies. Dabei infi­zier­ten die Wis­sen­schaft­ler zwei unter­schied­li­che Grup­pen mit den Erre­gern – eine hat­te zuvor nach der Wim-Hof-Metho­de trai­niert, die ande­re nicht. Die Wim-Hof-Grup­pe blieb von von grip­pa­len Infek­ten ver­schont, die Pro­ban­den der ande­ren Grup­pe dage­gen wur­den voll erwischt.

Mehr über die Wim Hof-Metho­de in der Janu­ar­/­Fe­bru­ar-Aus­ga­be von shape UP, dem Maga­zin der Fit­ness­stu­di­os. Jetzt in Ihrem Stu­dio oder unter www.shapeup-magazin.de/einzelhefte-bestellen.html

Bild: carlos.araujo, Shut­ter­stock