Kanns­te kni­cken

Bald geht es mit der Ten­nis-Frei­luft­sai­son los. Bei aller Freu­de dar­auf, ist auch Vor­sicht gebo­ten. Wer plötz­lich sein Trai­nings­pen­sum erhöht oder mit einem Mal wie­der voll auf­nimmt, läuft Gefahr, sich danach mit einem Ten­nis­arm her­um­pla­gen zu müs­sen. Wir zei­gen, was sich dage­gen tun lässt.

Kannste knicken / Abbildung: Starstuff / shutterstock.com

Obacht vor Mäu­sen

Das Phä­no­men Ten­nis­arm hat übri­gens ganz­jäh­rig Sai­son. Bäl­le­schla­gen ist – anders als der Name ver­mu­ten lässt – näm­lich nicht die Haupt­ur­sa­che der mit der Fach­be­zeich­nung „Epi­con­dy­li­tis“ beleg­ten Erkran­kung. Wie­der­keh­ren­de Bewe­gun­gen im Ellen­bo­gen­ge­lenk, die zu einer Seh­nen­ent­zün­dung füh­ren, gibt es bei­spiels­wei­se auch beim Rudern, Gei­ge­spie­len und diver­sen hand­werk­li­chen Tätig­kei­ten. Als Aus­lö­ser ist zudem häu­fi­ge Com­pu­ter­ar­beit quan­ti­ta­tiv sehr bedeut­sam. Beson­ders das Han­tie­ren mit der Maus ist schäd­lich, daher hat sich auch die Bezeich­nung „Maus­arm“ eta­bliert.

Vor allem eine Über­las­tung der Unter­arm­streck­mus­ku­la­tur ist ver­ant­wort­lich für die Schmer­zen. Hier liegt auch der Unter­schied zum Gol­fer­el­len­bo­gen, bei dem die Unter­arm­beu­ge­mus­ku­la­tur über­be­an­sprucht wird. Wird die Über­las­tung nicht gestoppt, wan­dert der Schmerz von der Mus­ku­la­tur aus­ge­hend zu den Ansatz­punk­ten am Ellen­bo­gen. Die Gefahr: Die Seh­nen­an­sät­ze wer­den schlech­ter durch­blu­tet, was zu dau­er­haf­ten dege­ne­ra­ti­ven Schä­den des Seh­nen­ge­we­bes füh­ren kann. Um dem Schmerz aus­zu­wei­chen, kann es dann zu einer Fehl­be­las­tung des Ell­bo­gen­ge­lenks kom­men.

Den Ten­nis­arm weg­trai­nie­ren

Davon, dass auch geziel­tes Trai­ning gegen einen Ten­nis­arm hilft, ist unter ande­rem eine schwe­di­sche Wis­sen­schaft­le­rin über­zeugt. Pia Nils­son von der Uni­ver­si­tät Göte­borg ließ Teil­neh­mer ihrer Stu­die nach einer Anlei­tung zu Hau­se Bewe­gungs­übun­gen durch­füh­ren, die dem Auf­bau der Mus­ku­la­tur rund um den Ell­bo­gen dien­ten. Die Ergeb­nis­se fie­len posi­tiv aus. Nils­son kam daher zu dem Schluss, dass ein geziel­tes, von Fach­leu­ten aus­ge­ar­bei­te­tes Übungs­pro­gramm die Schmer­zen der Pati­en­ten redu­zie­ren, die Funk­ti­ons­fä­hig­keit des Ellen­bo­gens und der Hand ver­grö­ßern und zudem die Krank­heits­dau­er ver­kür­zen kann. Das Trai­ning wei­se zudem weni­ger Neben­wir­kun­gen auf als die The­ra­pie mit Medi­ka­men­ten. Laut der Stif­tung für Qua­li­tät und Wirt­schaft­lich­keit im Gesundheitswesen/IQWiG kön­nen auch Kräf­ti­gungs- und Dehn­übun­gen dazu bei­tra­gen, dass Beschwer­den schnel­ler wie­der abklin­gen.

Kräf­ti­gungs­übun­gen

Am bes­ten unter­sucht sei die soge­nann­te exzen­tri­sche Trai­nings­the­ra­pie. Bei die­ser Behand­lungs­form wird die Streck­mus­ku­la­tur im Unter­arm gedehnt und gestärkt – also die Mus­ku­la­tur, die bei­spiels­wei­se beim Rück­hand­schlag beim Ten­nis oder bei Schraub­be­we­gun­gen belas­tet wird. Bei­spiel für eine exzen­tri­sche Übung ist das Anhe­ben einer abge­senk­ten Han­tel mit­hil­fe des Hand­ge­lenks. Dazu legt man die Ellen­bo­gen­un­ter­sei­te des betrof­fe­nen Arms zum Bei­spiel auf einen Tisch. Hand mit Han­tel und Hand­ge­lenk ragen über die Tisch­kan­te hin­aus, der Hand­rü­cken zeigt nach oben. Nun wird die Han­tel lang­sam abge­senkt und dann wie­der in die Waa­ge­rech­te gebracht. Das Gan­ze etwa zehn- bis fünf­zehn­mal wie­der­ho­len und nach einer kur­zen Pau­se zwei wei­te­re Durch­läu­fe anschlie­ßen. Wich­tig ist, laut IQWiG, kei­ne zu schwe­re Han­tel zu neh­men – sie soll etwa 30 Pro­zent des Gewichts haben, das man maxi­mal hal­ten kann. Leich­te Schmer­zen sei­en in Ord­nung, man soll­te den Arm jedoch nicht über­las­ten.

Dehn­übun­gen

Beim Stret­ching wird die Streck­mus­ku­la­tur des Hand­ge­lenks am Unter­arm gedehnt. Ziel ist, die Beweg­lich­keit von Arm und Hand­ge­lenk zu ver­bes­sern. Sol­che Dehn­übun­gen kön­nen ent­we­der aktiv oder pas­siv durch­ge­führt wer­den. Aktiv bedeu­tet, die Übun­gen selbst aus­zu­füh­ren. Bei der pas­si­ven Vari­an­te dehnt etwa ein Phy­sio­the­ra­peut, Trai­ner oder Trai­nings­part­ner die Mus­ku­la­tur. Ein Bei­spiel für eine akti­ve Dehn­übung zeigt das Auf­ma­cher­bild. Zur Durch­füh­rung streckt man zunächst den betrof­fe­nen Arm so aus, dass die Hand­flä­che zur Decke zeigt. Das Hand­ge­lenk wird locker gelas­sen, die Hand fällt also leicht nach unten. Nun wird sie mit der ande­ren Hand zum Kör­per gezo­gen. Dann die Deh­nung für etwa 30 bis 45 Sekun­den hal­ten, etwa 30 Sekun­den Pau­se machen und die Übung drei­mal wie­der­ho­len. Dehn­übun­gen sei­en etwa zwei­mal am Tag sinn­voll, lässt die IQWiG ver­lau­ten.

Übri­gens soll auch das Arbei­ten mit Fin­ger- oder Hand­trai­nern posi­ti­ve Effek­te haben. Laut Anga­ben diver­ser Her­stel­ler kön­nen Men­schen, die an Arthri­tis, Kar­pal­tun­nel, Seh­nen­schei­den­ent­zün­dung, Ten­nis- oder Golfarm lei­den, mit dem Ver­wen­den der Gerä­te die Reha­bi­li­ta­ti­on för­dern.

Quel­le: shape UP fit­ness 2/2020
Abbil­dung: Star­s­tuff / shutterstock.com