Leis­tungs­schwach und impul­siv

Sport wirkt sich posi­tiv auf die Psy­che aus. Doch auch Sport kann in zu hohen Dosen ver­ab­reicht wer­den. Wis­sen­schaft­ler stell­ten nun eine Ver­knüp­fung zwi­schen über­mä­ßi­gem Trai­ning und einer Ver­än­de­rung in der Ent­schei­dungs­fin­dung her.

Leistungsschwach und impulsiv / Abbildung: ESB Professional / shutterstock.com

Die Stu­die

Eine Stu­die aus Frank­reich unter­such­te den Effekt von über­mä­ßi­gem Trai­ning auf die Psy­che. Dazu wur­den zwei Grup­pen von Tri­ath­le­ten ver­gli­chen. Bei einer Grup­pe wur­de das Trai­nings­vo­lu­men um 40 Pro­zent ange­ho­ben. Die ande­re Grup­pe trai­nier­te wei­ter­hin wie gewohnt. Nach drei Wochen erfolg­te die Aus­wer­tung.

Irra­tio­na­le Ent­schei­dun­gen

Die Wis­sen­schaft­ler stell­ten fest, dass die Gehirn­ak­ti­vi­tät im Bereich der kogni­ti­ven Kon­trol­le ein­ge­schränkt tätig war. Die­ser Bereich ist für das Tref­fen von bewuss­ten Ent­schei­dun­gen zustän­dig. Laut den For­schern han­del­ten die Ath­le­ten bei einer kon­ti­nu­ier­li­chen Über­be­las­tung impul­si­ver. So stell­ten sie bei­spiels­wei­se den Ath­le­ten die Fra­ge, ob sie 80 Euro sofort oder lie­ber 100 Euro in zwei Wochen erhal­ten sol­len. Die Grup­pe mit dem erhöh­ten Trai­nings­pen­sum ent­schied sich eher für die 80 Euro.

Die For­scher lei­ten aus die­ser Beob­ach­tung auch eine Erklä­rung für ein irra­tio­na­les Trai­nings­vo­lu­men ab. Sport­ler erle­ben im Moment des erhöh­ten Trai­nings­pen­sums ein Erfolgs­er­leb­nis und blen­den ratio­na­le Ent­schei­dun­gen aus. Obwohl sie wis­sen, dass ein über­mä­ßi­ges Trai­ning zu einer Leis­tungs­min­de­rung führt, trai­nie­ren sie wei­ter. Schmer­zen­de Mus­keln wer­den zum Bei­spiel ein­fach igno­riert.

Zudem kamen die Wis­sen­schaft­ler zu dem Schluss, dass ein über­mä­ßi­ges kör­per­li­ches Trai­ning und intel­lek­tu­el­le Arbeit zu einer ähn­li­chen Müdig­keit füh­ren. Das heißt für Trai­nie­ren­de: Unter­schät­zen Sie Ihre Tätig­keit im Büro nicht. Auch eine men­ta­le Anstren­gung ist eine Belas­tung für den Kör­per.

Ursa­chen für eine Über­be­las­tung

Trai­nings­dau­er

Leis­tungs- und Pro­fi­sport­ler trai­nie­ren meist zwei­mal am Tag. Für Brei­ten­sport­ler ist die­ser Trai­nings­um­fang zu viel. Ver­mei­den Sie es, vor und nach der Arbeit zu trai­nie­ren. Wäh­rend der Arbeits­zeit wer­den Sie kör­per­lich bzw. men­tal gefor­dert. Zwei zusätz­li­che Trai­nings­ein­hei­ten am Tag belas­ten den Orga­nis­mus. Die Rege­ne­ra­ti­ons­zei­ten für den Kör­per sind dann zu kurz.

Trai­nings­in­ten­si­vi­tät

Zu schwe­re Gewich­te und zu schnel­le Trai­nings­ein­hei­ten kön­nen eben­falls zu einer Über­be­las­tung füh­ren. Anfän­ger soll­ten bes­ser auf den Trai­ner hören und lang­sam star­ten. Das ist nicht nur bes­ser für den Kör­per, son­dern hilft auch, die Moti­va­ti­on bei­zu­be­hal­ten. Durch kon­ti­nu­ier­li­che Trai­nings­er­fol­ge blei­ben Sie moti­viert. Über­for­dern Sie sich gleich zu Beginn, tap­pen Sie beim ers­ten Miss­erfolg in die Demo­ti­va­ti­ons­fal­le.

Fal­scher Trai­nings­an­satz

Gera­de beim Gerä­te­trai­ning ist die rich­ti­ge Umset­zung der Übun­gen ent­schei­dend. Wer­den die fal­schen Mus­kel­grup­pen belas­tet, sehen Sie kei­nen Trai­nings­ef­fekt. In der Fol­ge trai­nie­ren Sie noch mehr und es kommt zu Ermü­dungs­er­schei­nun­gen. Soll­te das Trai­ning nicht so anschla­gen wie erhofft, spre­chen Sie mit Ihrem Trai­ner. Eine unsau­be­re Umset­zung der Übun­gen kann ein Grund für den aus­blei­ben­den Erfolg sein.

Rege­ne­ra­ti­ons­dau­er

Um eine Über­be­las­tung durch das Trai­ning aus­zu­schlie­ßen, benö­tigt es zudem die rich­ti­ge Rege­ne­ra­ti­on. Die all­ge­mei­ne Emp­feh­lung lau­tet 48 bis 72 Stun­den. Die Dau­er der Rege­ne­ra­ti­ons­pha­se hängt von meh­re­ren Fak­to­ren ab. Je inten­si­ver die Ein­heit war, des­to län­ger soll­te auch die Rege­ne­ra­ti­ons­zeit sein. Func­tio­n­al Trai­ning oder auch High Inten­si­ty Trai­ning wir­ken bei­spiels­wei­se stark auf den Kör­per ein. Drei Tage Pau­se sind dann durch­aus ange­bracht.

Ein wei­te­rer Aspekt ist der Trai­nings­zu­stand: Wie gut sind Sie bereits trai­niert? Brei­ten­sport­ler benö­ti­gen län­ge­re Pha­sen der Rege­ne­ra­ti­on als bei­spiels­wei­se Leis­tungs­sport­ler.

Beim Kraft­trai­ning muss zudem zwi­schen einem Ganz­kör­per- und einem Split-Trai­ning unter­schie­den wer­den. Beim Split pau­siert immer eine Mus­kel­grup­pe, daher sind kür­ze­re Rege­ne­ra­ti­ons­pha­sen in Ord­nung. Bei einem Ganz­kör­per­trai­ning soll­te min­des­tens ein Tag pau­siert wer­den, bes­ser sind zwei. Gene­rell gilt: Mit Mus­kel­ka­ter soll­te nicht trai­niert wer­den.

Quel­le: shape UP fit­ness 1/2020
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