Star­ke Leis­tung, schwa­ches Herz?

Unser Herz arbei­tet rund um die Uhr, unun­ter­bro­chen. Die Vor­stel­lung, dass unse­re lebens­wich­ti­ge „Pum­pe“ mal nicht ein­wand­frei funk­tio­nie­ren könn­te, mag eine beängs­ti­gen­de Vor­stel­lung sein. Ein Grund dafür könn­te die soge­nann­te Herz­in­suf­fi­zi­enz sein.

Starke Leistung, schwaches Herz? / Abbildung: Syda Productions / shutterstock.com

Was ist eine Herz­in­suf­fi­zi­enz?

Eine Herz­in­suf­fi­zi­enz wird auch als Herz­schwä­che bezeich­net. Dabei ist die Pump­leis­tung des Her­zens ver­rin­gert, sodass der Kör­per nicht mehr genug Blut und somit auch zu wenig Sauer­stoff erhält. Typi­sche Sym­pto­me sind zum Bei­spiel Kurz­at­mig­keit, Leis­tungs­min­de­rung, Müdig­keit oder Flüs­sig­keits­an­samm­lun­gen im Kör­per. Es gibt aber auch Betrof­fe­ne, die kei­ne Beschwer­den im All­tag haben, dann spricht man von einer asym­pto­ma­ti­schen Herz­in­suf­fi­zi­enz.​

Risi­ko­fak­to­ren und Ursa­chen

Ein gro­ßer Risi­ko­fak­tor ist das Alter: Je älter der Mensch wird, des­to höher ist die Gefahr für eine Herz­in­suf­fi­zi­enz. Da die­se kei­ne eigen­stän­di­ge Krank­heit dar­stellt, son­dern als Fol­ge einer ande­ren Krank­heit auf­tritt, ist es wich­tig, die zugrun­de lie­gen­de Erkran­kung zu fin­den. Es gibt zahl­rei­che Ursa­chen für eine chro­ni­sche Herz­in­suf­fi­zi­enz. Die drei wich­tigs­ten in der west­li­chen Welt sind die Erkran­kung der Herz­kranz­ge­fä­ße (koro­na­re Herz­krank­heit), Blut­hoch­druck oder eine Kom­bi­na­ti­on die­ser bei­den Erkran­kun­gen. Wei­te­re mög­li­che Ursa­chen sind Erkran­kun­gen der Herz­klap­pen oder des Herz­beu­tels, über­mä­ßi­ger Alko­hol­kon­sum oder bestimm­te Medi­ka­men­te. Auch Erkran­kun­gen wie Dia­be­tes oder COPD, eine chro­ni­sche Lun­gen­er­kran­kung, kön­nen eine Rol­le spie­len.

Risi­ko­fak­to­ren sind außer­dem Rau­chen, star­kes Über­ge­wicht (Adi­po­si­tas) und kör­per­li­che Inak­ti­vi­tät. Außer­dem kön­nen auch Pati­en­ten, die wegen einer Krebs­er­kran­kung behan­delt wer­den, im Ver­lauf eine Herz­in­suf­fi­zi­enz ent­wi­ckeln. Dar­über hin­aus gibt es auch fami­liä­re Ver­an­la­gun­gen für Herz- und Gefäß­er­kran­kun­gen.

The­ra­pie

Konn­te die zugrun­de lie­gen­de Erkran­kung ent­deckt wer­den, zum Bei­spiel die koro­na­re Herz­krank­heit, wird die­se zuerst behan­delt. Es ist näm­lich mög­lich, dass sich dar­auf­hin die Herz­in­suf­fi­zi­enz wie­der zurück­bil­det.

Für eine erfolg­rei­che The­ra­pie müs­sen die Pati­en­ten aktiv mit­ar­bei­ten, zum Bei­spiel indem sie regel­mä­ßig die ver­ord­ne­ten Medi­ka­men­te ein­neh­men und ihren Lebens­stil ver­än­dern, wie etwa Nikotin­ver­zicht oder regel­mä­ßi­ges Trai­ning. In spe­zi­el­len Schu­lun­gen ler­nen Betrof­fe­ne Wis­sens­wer­tes und Fer­tig­kei­ten rund um ihre Erkran­kung, zum Bei­spiel regel­mä­ßi­ges Pro­to­kol­lie­ren von Puls, Blut­druck und Kör­per­ge­wicht. Bei einer stark aus­ge­präg­ten Herz­in­suf­fi­zi­enz kön­nen auch ope­ra­ti­ve Maß­nah­men ange­wen­det wer­den, vom Ein­set­zen eines Defi­bril­la­tors oder eines Herz­schritt­ma­chers bis hin zur Herz­trans­plan­ta­ti­on.

Der Stel­len­wert kör­per­li­cher Akti­vi­tät

Pati­en­ten sol­len kör­per­lich aktiv sein und lang­fris­tig trai­nie­ren, etwa in Herz­sport­grup­pen und im Ver­lauf selbst­stän­dig unter Anlei­tung eines pro­fes­sio­nel­len Trai­ners. Trai­ning ist Medi­zin, so ver­rin­gert es laut Stu­di­en­la­ge die Zahl der Ein­wei­sun­gen ins Kran­ken­haus, erhöht die Lebens­qua­li­tät und ver­bes­sert die kör­per­li­che Belast­bar­keit.

Zu emp­feh­len ist ein aero­bes Trai­ning bei 70 bis 80 Pro­zent der maxi­ma­len Sauer­stoff­auf­nah­me (VO2max), wie beim Rad­fah­ren oder Wal­ken, in Kom­bi­na­ti­on mit einem Kraft­aus­dau­er­trai­ning mit mode­ra­tem Wider­stand und vie­len Wie­der­ho­lun­gen.

Auch ein Inter­vall­trai­ning, bei dem sich Pha­sen inten­si­ve­rer Anstren­gung mit Pha­sen gerin­ge­rer Anstren­gung abwech­seln, ist mög­lich. Das hängt von jedem indi­vi­du­ell ab. Laut aktu­el­lem For­schungs­stand scheint jedes Trai­ning bes­ser zu sein, als gar kei­nen Sport zu trei­ben.

Was­ser, Salz und Elek­tro­ly­te

Die erlaub­te Trink­men­ge bei Herz­in­suf­fi­zi­enz wird nicht mehr pau­schal begrenzt, son­dern soll sich an der vom Arzt über­prüf­ten Nie­ren­funk­ti­on ori­en­tie­ren. Mehr als drei Liter pro Tag sind aller­dings nicht zu emp­feh­len. Für den Salz­kon­sum gel­ten die glei­chen Emp­feh­lun­gen wie für Herz­ge­sun­de (nicht mehr als 6 Gramm pro Tag).

Pati­en­ten mit chro­ni­scher Herz­in­suf­fi­zi­enz sol­len täg­lich ihr Gewicht mes­sen und bei unüb­li­chem Anstieg des Kör­per­ge­wichts ihren Arzt benach­rich­ti­gen. Die­ser soll auch regel­mä­ßig den Elek­tro­lyt­haus­halt (vor allem Kali­um und Natri­um) und die Nie­ren­funk­ti­on über­prü­fen.
Bei redu­zier­ter Pump­leis­tung des Her­zens und Flüs­sig­keits­an­samm­lun­gen im Kör­per sol­len dem­entspre­chen­de Medi­ka­men­te ver­ord­net wer­den.

Quel­le: shape UP Vita 2/20
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