Total ver­rannt

In den letz­ten bei­den Aus­ga­ben der shape UP gab es Emp­feh­lun­gen, wie du dich gezielt auf die Jog­ging-Frei­luft­sai­son vor­be­rei­test und Ver­let­zun­gen beim Lauf­trai­ning ver­hü­ten kannst. Was aber, wenn trotz aller Pro­phy­la­xe doch etwas schief läuft und du dich zerrst?

Eine Zer­rung kann schnell auf­tre­ten und jeden tref­fen, selbst wenn man sehr gut trai­niert und auf­ge­wärmt ist. Die Ver­let­zungs­wahr­schein­lich­keit ist natür­lich höher, wenn der Kör­per zu schnel­len Ermü­dungs­er­schei­nun­gen neigt, also wenn kein Warm-up statt­fand und/oder man sich erst wie­der an ein Lauf­trai­ning gewöh­nen muss. Häu­fi­ges Sym­ptom ist ein stich- und krampf­ar­ti­ger Schmerz, in des­sen Fol­ge sich die umlie­gen­de Mus­ku­la­tur sehr stark ver­spannt und der betrof­fe­ne Mus­kel ver­här­tet. Das Gan­ze ist ein Schutz­re­flex der Mus­ku­la­tur. Am häu­figs­ten davon betrof­fe­nen sind die Bei­nin­nen­schen­kel sowie die Rück­sei­ten der Ober­schen­kel und Waden. Die meis­ten die­ser Ver­let­zun­gen tre­ten bei nach­ge­ben­der Arbeit auf, bei der es zu einer Stre­ckung von ein­zel­nen Mus­kel­strän­gen kommt, wie etwa beim plötz­li­chen Tritt in ein Loch. Dabei span­nen sich häu­fig so vie­le Mus­kel­strän­ge unwill­kür­lich an, dass sie bei wei­te­rer Belas­tung zu rei­ßen dro­hen. Ziem­lich ein­deu­ti­ges Anzei­chen dafür, dass es sich nicht um eine Zer­rung, son­dern um einen Mus­kel­riss han­delt, ist das Ver­spü­ren eines punk­tu­el­len Mus­kel­schmer­zes, wobei nach kur­zer Zeit sogar eine Del­le ertas­tet wer­den kann. Die­se schmerzt dann sehr stark, wenn du dar­auf drückst. Zudem fühlt sich die Mus­ku­la­tur weich und nicht ver­här­tet an, denn der Kör­per ver­sucht, die Mus­ku­la­tur locker zu hal­ten, damit die­se nicht noch wei­ter reißt. In die­ser Situa­ti­on, wie auch schon bei einer mus­ku­lä­ren Zer­rung, gibt es ein paar Din­ge zu beher­zi­gen.

Was ist zu beach­ten?

Sich an die soge­nann­te PECH-Regel zu hal­ten, gehört zum Reper­toire, wenn der Ver­dacht einer Mus­kel­zer­rung besteht.

Pau­se: Sofor­ti­ges Been­den der Lauf­ein­heit, die betrof­fe­ne Mus­ku­la­tur zunächst nur leicht aus­schüt­teln, auf kei­nen Fall deh­nen.

Eis: Wenn mög­lich, sofort küh­len, in Ver­bin­dung mit einem leich­ten Druck­ver­band

Com­pres­si­on: Kühl-Druck­ver­band häu­fi­ger wech­seln (Emp­feh­lung: alle 20 Minu­ten mit zwi­schen­zeit­li­chen Pau­sen von zehn Minu­ten).

Hoch­la­gern: Das Bein hoch­la­gern und zunächst wenig bewe­gen.

Falls nach Auf­su­chen der Ärz­tin oder des Arz­tes dann tat­säch­lich die Dia­gno­se Mus­kel­zer­rung fest­steht, soll­ten vor einer wei­te­ren Auf­nah­me des Lauf­trai­nings eini­ge Din­ge berück­sich­tigt wer­den. Je nach Schwe­re der Ver­let­zung kann nach cir­ca vier bis sechs Wochen wie­der mit dem nor­ma­len Trai­ning begon­nen wer­den.

Reha-Trai­ning für den Ober­schen­kel

Auf einen glat­ten Unter­grund stel­len; mit einer Hand an einem geeig­ne­ten Gegen­stand fest­hal­ten und den Ober­kör­per auf­ge­rich­tet hal­ten; das gezerr­te Bein steht mit leicht abge­win­kel­tem Knie­ge­lenk (cir­ca zehn bis 20 Grad) vorn auf der Fer­se; das Kör­per­ge­wicht ruht auf die­sem Bein; ein Hand­tuch unter das ande­re Bein legen; mit dem nicht belas­te­ten Bein nach hin­ten glei­ten; die Bewe­gung wird durch ein auf­kom­men­des unan­ge­neh­mes Gefühl oder einen Schmerz im vor­de­ren Bein beschränkt; in die Aus­gangs­po­si­ti­on zurück bewe­gen, indem mit dem Arm beim Hoch­zie­hen unter­stützt wird. Zu beach­ten:

  1. Die Bewe­gung nach hin­ten zunächst sehr kon­trol­liert und lang­sam aus­füh­ren.
  2. Zunächst nur mit mini­ma­ler Mus­kel­kraft des belas­te­ten Beins in die Aus­gangs­po­si­ti­on zurück­zie­hen, die Kraft kommt am Anfang pri­mär aus dem Arm­be­reich.
  3. Durch die Mehr­be­las­tung des vor­de­ren Beins beim Hoch­zie­hen kann die Inten­si­tät des Kräf­ti­gungs­trai­nings ver­bes­sert wer­den. Ddie Beweg­lich­keit wie­der­um lässt sich durch die Ver­grö­ße­rung der Bewe­gungs­am­pli­tu­de stei­gern.

Reha-Trai­ning für die Waden

Auf einen Stuhl oder eine Bank set­zen; den Fuß­bal­len des ver­letz­ten Beins auf eine leich­te Erhö­hung auf­stel­len; Fer­se hängt frei; der Ober­kör­per ist nach vorn geneigt und die Unter­ar­me sind auf die Ober­schen­kel abge­stützt; die Fer­se lang­sam im schmerz­frei­en Bereich Rich­tung Boden sin­ken las­sen und im Zehen­spit­zen­be­reich hoch drü­cken. Zu beach­ten:

  1. Durch ein Zusatz­ge­wicht auf den Ober­schen­keln kann die Inten­si­tät des Kräf­ti­gungs­trai­nings und durch die Ver­grö­ße­rung der Bewe­gungs­am­pli­tu­de die der Beweg­lich­keit ver­bes­sert wer­den.
  2. Zur Belas­tung eines ande­ren Teils der Waden­mus­ku­la­tur kann die­se Übung auch im Stand oder an einer Bein­pres­se durch­ge­führt wer­den.

Start low, go slow, but go!

Damit Lauf­pro­ble­me nicht zu lau­fen­den Pro­ble­men füh­ren, ist es ent­schei­dend die betrof­fe­nen Stel­len über­haupt wie­der zu belas­ten und eben kei­ne Beden­ken davor zu haben. Nur dann ist gewähr­leis­tet, dass sich die geschä­dig­ten Fasern des Mus­kels wie­der rich­tig aus­rich­ten und eine ver­nünf­ti­ge Belas­tung zulas­sen, ohne dass eine erneu­te Ver­let­zung auf­tritt. Wenn du also frei nach dem Mot­to: „Start low, go slow, but go!“ trai­nierst, soll­te es dir zusam­men mit den Trai­nern im Sport­stu­dio gelin­gen, wie­der genau­so viel Freu­de am Lau­fen zu haben wie vor dem Mal­heur.

Quel­le: shape UP Vita 4/20
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