Viel hilft viel?

Das Risi­ko für kar­dio­vasku­lä­re Erkran­kun­gen, Typ-2-Dia­be­tes und bestimm­te Krebs­ar­ten lässt sich am bes­ten durch eine Kom­bi­na­ti­on von Kraft- und Aus­dau­er­trai­ning sen­ken. Spe­zi­ell mit dem Kraft­trai­ning soll­te man es aber nicht über­trei­ben, denn zu viel davon macht den posi­ti­ven gesund­heit­li­chen Effekt zunich­te.

Der gesund­heit­li­che Nut­zen von kör­per­li­cher Akti­vi­tät im All­ge­mei­nen ist gut belegt und spe­zi­ell aero­bes Aus­dau­er­trai­ning wird zur Prä­ven­ti­on von Volks­krank­hei­ten wie kar­dio­vasku­lä­ren Erkran­kun­gen und Typ-2-Dia­be­tes sowie zur Prä­ven­ti­on bestimm­ter Krebs­ar­ten emp­foh­len. Für Kraft­trai­ning ist die wis­sen­schaft­li­che Evi­denz gerin­ger. Eine bra­si­lia­ni­sche Meta­ana­ly­se hat die Erkennt­nis­se gro­ßer epi­de­mio­lo­gi­scher Stu­di­en zusam­men­ge­fasst und kommt zu dem Schluss, dass der bes­te prä­ven­ti­ve Effekt durch eine Kom­bi­na­ti­on von Kraft- und Aus­dau­er­trai­ning erreicht wird.

Zu viel ist ungut

An Aus­dau­er­trai­ning wer­den von der WHO wöchent­lich 150 bis 300 Minu­ten bei mäßi­ger oder 75 bis 150 Minu­ten bei hoher Inten­si­tät emp­foh­len. Rund eine Stun­de zusätz­li­ches Kraft­trai­ning pro Woche reicht laut der Meta­ana­ly­se bereits aus, um den prä­ven­ti­ven Effekt zu opti­mie­ren. Das Maxi­mum soll­te bei zwei Stun­den Kraft­trai­ning pro Woche lie­gen; bei dar­über­hin­aus­ge­hen­den Trai­nings­zei­ten stell­te sich kein gesund­heit­li­cher Zusatz­nut­zen ein. Im Gegen­teil: Ins­be­son­de­re bei der Herz-Kreis­lauf- und der Gesamt­mor­ta­li­tät gin­gen län­ge­re Trai­nings­ein­hei­ten sogar mit einer Abnah­me des posi­ti­ven gesund­heit­li­chen Effekts ein­her.

Kar­dio­vasku­lä­res Risi­ko

In die Ana­ly­se wur­den die Daten von rund 30.000 Män­nern und 36.000 Frau­en ein­be­zo­gen, die für durch­schnitt­lich acht Jah­re nach­be­ob­ach­tet wur­den. Den größ­ten Nut­zen hin­sicht­lich des kar­dio­vasku­lä­ren Risi­kos hat­ten 30 bis 60 Minu­ten Kraft­trai­ning pro Woche, die zusätz­lich zum emp­foh­le­nen Aus­dau­er­trai­ning absol­viert wur­den. Dadurch ließ sich das kar­dio­vasku­lä­re Risi­ko um durch­schnitt­lich knapp 44 % sen­ken. Zusätz­li­che Trai­nings­ein­hei­ten brach­ten kei­nen wei­te­ren Nut­zen in Bezug auf die­sen End­punkt; mehr als zwei Stun­den Kraft­trai­ning pro Woche mach­ten den Effekt sogar zunich­te.

Krebs­mor­ta­li­tät 

Kraft­trai­ning kann einen güns­ti­gen Ein­fluss auf Boten­stof­fe und Mecha­nis­men neh­men, die bei der Ent­ste­hung bestimm­ter Krebs­er­kran­kun­gen eine Rol­le spie­len, bei­spiels­wei­se auf Insu­lin sowie Insu­lin-like Growth Fac­tor (IGF) und inflamma­to­ri­sche Zyto­ki­ne. Hin­sicht­lich der Krebs­mor­ta­li­tät ist die Stu­di­en­la­ge laut der Meta­ana­ly­se jedoch inkon­sis­tent. In Stu­di­en mit kür­zen Nach­be­ob­ach­tungs­pha­sen konn­te eine Risi­ko­re­duk­ti­on durch Kraft­trai­ning fest­ge­stellt wer­den, in Stu­di­en mit län­ge­rer Nach­be­ob­ach­tungs­zeit (> 12 Jah­re) jedoch nicht.

Gerings­te Gesamt­mor­ta­li­tät 

Hin­sicht­lich der Gesamt­mor­ta­li­tät waren ein bis zwei Stun­den Kraft­trai­ning pro Woche zusätz­lich zum emp­foh­le­nen Aus­dau­er­trai­ning am effek­tivs­ten. Die gerings­te Gesamt­mor­ta­li­tät wur­de bei einer Fre­quenz von 82 Minu­ten wöchent­lich erreicht. Damit konn­te das Mor­ta­li­täts­ri­si­ko um bis zu 35 % gesenkt wer­den. Bei mehr als zwei Stun­den Kraft­trai­ning pro Woche sank das Risi­ko nicht wei­ter; in eini­gen Stu­di­en erhöh­te es sich dadurch sogar.

Dia­be­tes

Nur beim Dia­be­tes nahm das Erkran­kungs­ri­si­ko mit stei­gen­der Trai­nings­fre­quenz wei­ter ab. So konn­te das Risi­ko, einen Typ-2-Dia­be­tes zu ent­wi­ckeln, durch weni­ger als eine hal­be Stun­de Kraft­trai­ning wöchent­lich um rela­ti­ve 14 % gesenkt wer­den, durch ein bis zwei Stun­den um 20 % und durch mehr als zwei­ein­halb Stun­den um 37 %.

Abbil­dung: lena Yakob­chuk / shutterstock.com
Quel­le: shape UP Fit­ness 3/2022