Vol­ler Magen trai­niert nicht gern

Zu einem erfolg­rei­chen Work­out gehört auch die rich­ti­ge Ernäh­rung. Wer vor und nach dem Trai­ning auf Essen und Trin­ken ach­tet, gibt sich einen Extra-Push für den Trai­nings­er­folg.

Voller Magen trainiert nicht gern / Abbildung: Ozgur Coskun / shutterstock.com

Figur aus der Küche

Es ist gar nicht so ein­fach, sich rich­tig und pas­send gestärkt an Work­out, Gerä­te oder auf das Lauf­band zu wagen. Nicht nur weil die fal­sche Ernäh­rung den Trai­nings­er­folg schmä­lert. Son­dern weil mit der rich­ti­gen Nah­rungs­auf­nah­me vor, wäh­rend und nach dem Trai­ning erst der Spaß im Stu­dio auch nach­hal­tig wird. Denn erst die rich­ti­ge Kom­bi­na­ti­on von Work­out und Ernäh­rung sorgt für den opti­ma­len Trai­nings­er­folg.

Die­se Erkennt­nis hat auch der bekann­te Body­buil­der Fla­vio Simo­net­ti gewon­nen: „Die Ernäh­rung ist ent­schei­dend. Ich glau­be, dass die Figur letzt­end­lich in der Küche defi­niert wird. Als ich vor zwölf Jah­ren mit dem Body­buil­ding anfing, habe ich zwei Jah­re lang trai­niert wie ein Ver­rück­ter, aber nor­mal geges­sen. Das Ergeb­nis: Mein Kör­per ver­än­der­te sich kaum“, wie er dem Maga­zin „Der Spie­gel“ berich­te­te.

Vor dem Trai­ning gezielt ernäh­ren

Wis­sen­schaft­lich bele­gen kann dies Gün­ter Wag­ner. Er ist Diplom-Öko­tro­pho­lo­ge und forscht und lehrt am Deut­schen Insti­tut für Sport­er­näh­rung e.V. :

„Mit geziel­ter Nah­rungs­auf­nah­me kann man ein­deu­tig und wis­sen­schaft­lich belegt den Trai­nings­er­folg ver­bes­sern. Die­ses gilt sowohl für den Pro­fi- als auch für den Frei­zeit­sport. Trai­ning und Ernäh­rung kön­nen eine sehr effi­zi­en­te, sich gegen­sei­tig unter­stüt­zen­de Part­ner­schaft ein­ge­hen. So nimmt die geziel­te doping­freie Sup­ple­men­tie­rung mit Mikro­nähr­stof­fen in der Sport­me­di­zin und der Ernäh­rungs­be­treu­ung einen immer grö­ßer wer­den­den Stel­len­wert ein. The­men wie Trai­nings- und Leis­tungs­op­ti­mie­rung, Rege­ne­ra­ti­on, oxi­da­ti­ver Stress und Infekt­an­fäl­lig­keit nicht nur von Leis­tungs­sport­lern wer­den im Trai­nings­zy­klus immer wich­ti­ger. Und hier über­nimmt die geziel­te Nah­rungs­er­gän­zung und Nähr­stoff­sub­sti­tu­ti­on eine wich­ti­ge unter­stüt­zen­de Schlüs­sel­funk­ti­on.“

Klar ist, dass die rich­ti­ge Trai­nings­er­näh­rung von dem indi­vi­du­el­len Ziel abhängt. Wer abneh­men möch­te, soll­te sich anders ernäh­ren als die- oder der­je­ni­ge, der den Auf­bau von Mus­kel­mas­se im Fokus hat.

Grund­sätz­lich gilt und soll­te wohl auch jedem klar sein: Gro­ße Mahl­zei­ten eine hal­be Stun­de vor dem Trai­ning sind kei­ne gute Idee. Die Nah­rung liegt mög­li­cher­wei­se schwer im Magen, da macht Sport gene­rell kei­nen Spaß. Die Nah­rung zieht einen rich­tig run­ter. Und kann zum Bei­spiel Sod­bren­nen oder Sei­ten­ste­chen ver­ur­sa­chen.

Zwei Grund­re­geln soll­te jedoch jede und jeder befol­gen:

Aus­rei­chend trin­ken: Vor jedem Work­out genü­gend Was­ser tan­ken. Und dies nicht sturz­flut-mäßig fünf Minu­ten vor Trai­nings­be­ginn. Der Kör­per soll­te den gan­zen Tag über mit Was­ser ver­sorgt wer­den, dann stimmt die Ener­gie für den Work­out.

Kei­ne künst­li­chen Work­out-Sup­ple­ments (wie Boos­ter, Fat Bur­ner etc.). Sie sind nicht nur unnö­tig und teu­er, son­dern in den meis­ten Fäl­len auch vol­ler künst­li­cher Inhalts­stof­fe.

Gün­ter Wag­ner emp­fiehlt vor dem Trai­ning „koh­len­hy­drat- und pro­t­e­in­hal­ti­ge, leicht ver­dau­li­che Lebens­mit­tel. Aus Koh­len­hy­dra­ten kann der Kör­per schnel­ler als aus Pro­te­in und Fet­ten und auch mit gerin­ge­rem Sauer­stoff­ver­brauch Ener­gie gewin­nen. Zudem scho­nen die mit dem Vor-Sport-Snack gelie­fer­ten Koh­len­hy­dra­ten die kör­per­ei­ge­nen Gly­ko­gen­de­pots.“

Wer aller­dings mit dem Trai­ning über­flüs­si­ge Pfun­de abbau­en will, soll­te mit bei­na­he lee­ren Magen ins Stu­dio gehen. „Denn bei einem Fit­ness-Trai­ning vor dem Früh­stück auf nüch­te­ren Magen“, so der Oko­tro­pho­lo­ge, „greift der Kör­per zwangs­wei­se ver­stärkt auf das Fett als Ener­gie­lie­fe­rant zurück.“ Er emp­fiehlt dann aber eine Not­ra­ti­on dabei zu haben: „Wenn dann beim Trai­ning Kreis­lauf­pro­ble­me auf­tre­ten, soll­te der Trai­nie­ren­de auf bal­last­stoff­ar­mes Obst, wie bei­spiels­wei­se eine Bana­ne oder einen Pfir­sich, zurück­grei­fen.“

Nach dem Trai­ning die Spei­cher wie­der auf­fül­len

Aber auch nach dem Trai­ning sorgt erst die rich­ti­ge Ernäh­rung für den erfolg­rei­chen Leis­tungs­kick. Denn dann beginnt der Kör­per, die Gly­ko­gen­spei­cher wie­der auf­zu­fül­len und die Mus­kel­pro­te­ine zu repa­rie­ren. Bekommt der Kör­per wäh­rend die­ser Pha­se die rich­ti­gen Nähr­stof­fe, beschleu­nigt das die Rege­ne­ra­ti­on. Beson­ders Koh­len­hy­dra­te und Pro­te­ine sind nach dem Sport sehr effek­tiv. Etwa ein Drit­tel des Gly­ko­gens im Kör­per befin­det sich in der Leber und zwei Drit­tel in der Mus­ku­la­tur. Das Leber­gly­ko­gen hält den Blut­zu­cker­spie­gel auf­recht, wäh­rend das gespei­cher­te Gly­ko­gen in den Mus­kel­zel­len für die Mus­kel­kon­trak­ti­on und Ener­gie­be­reit­stel­lung ver­ant­wort­lich ist.

Wird nach dem Trai­ning koh­len­hy­drat- und pro­te­in­reich geges­sen, so kann der Kör­per den Eiweiß­ab­bau in den Mus­keln gering hal­ten, die Mus­kel­pro­te­in­syn­the­se begüns­ti­gen, die Gly­ko­gen­spei­cher auf­fül­len und die Rege­ne­ra­ti­on vor­an­trei­ben.

Ernäh­rung wäh­rend des Mus­kel­auf­baus

Das Trai­nings­ziel ist wich­tig. Gün­ter Wag­ner: „Bei einem Trai­ning zur Leis­tungs­ver­bes­se­rung oder Mus­kel­auf­bau ist eine Nah­rungs­auf­nah­me in zeit­li­cher Nähe zum Trai­ning wich­tig. Die­se ist umso wich­ti­ger, je frü­her das nächs­te Trai­ning ange­setzt ist. Eine Koh­len­hy­drat­auf­nah­me unmit­tel­bar nach dem Trai­ning führt insu­linun­ab­hän­gig zu der höchs­ten Gly­ko­gen­re­syn­the­se. Eine Koh­len­hy­drat­auf­nah­me von min­des­tens einem Gramm Koh­len­hy­dra­te pro Kilo­gramm Kör­per­ge­wicht ist wün­schens­wert. Eine effek­ti­ve Auf­fül­lung der Gly­ko­gen­spei­cher mit gerin­ge­ren Koh­len­hy­drat­men­gen, z.B. nach kraf­t­ori­en­tier­ten Trai­nings­ein­hei­ten, ist durch den Ein­satz einer Koh­len­hy­drat-Pro­te­in-Mischung mit einer Min­dest­ei­weiß­men­ge von 20 Gramm pro Por­ti­on erreich­bar. Nach­ge­wie­sen ist die posi­ti­ve Wir­kung bei einer Ein­nah­me in den ers­ten 40 Minu­ten nach Trai­nings­en­de. Von Mol­ken- und Milch­ei­wei­ßen, aber auch von Soja­pro­te­in, ist der unter­stüt­zen­de Effekt durch Stu­di­en gut doku­men­tiert.“

Ernäh­rung wäh­rend des Abneh­mens

Anders bei einem Trai­ning mit der Ziel­set­zung „Reduk­ti­on des Kör­per­ge­wich­tes“. Hier emp­fiehlt der Diplom-Öko­tro­pho­lo­ge, „nach dem Trai­ning mög­lichst lan­ge Zeit nichts zu essen, um bei einem ent­spre­chen­den Trai­nings­pro­gramm län­ger im Fett­stoff­wech­sel zu blei­ben. Ist der Hun­ger jedoch da, emp­fiehlt sich eine Mahl­zeit, wel­che mög­lichst reich an Pro­te­inen ist und gerin­ge Men­gen an Koh­len­hy­dra­ten beinhal­tet (Low Carb – High Pro­te­in).“

Die rich­ti­ge Ernäh­rung vor, wäh­rend und nach dem Trai­ning ist also mit­ent­schei­dend, ob die Zie­le, die man sich gesetzt hat, mög­lichst schnell erreicht wer­den. Ob nun Fett­ab­bau oder Mus­kel­auf­bau – der Magen spricht dabei ein gewich­ti­ges Wört­chen mit.

Quel­le: shape UP fit­ness 6/19
Abbil­dung: Ozgur Cos­kun / shutterstock.com