Dass Eiweiß für die Ernährung unverzichtbar ist, bestreitet keiner. Aber wie viel – darüber streiten die Gelehrten. Die einen gehen von 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht aus. Andere halten das für die Minimum-Versorgung und empfehlen für körperlich aktive Menschen eine Optimalversorgung von 2,0 Gramm pro Kilo Körpergewicht. Kritiker sehen dabei schlimme Folgen von Gicht bis Nierenversagen voraus. Da ist es besser zu wissen als zu glauben.
Für einen 80 Kilo schweren Mann liegt zwischen Minimum und Optimum immerhin eine Spanne zwischen 64 und 160 Gramm reines Eiweiß pro Tag. Dabei gibt es gute Gründe, mehr Eiweiß zu essen als man mindestens braucht. Zum Beispiel kann man durch Protein eine bessere Sättigung erzielen, als mit allen anderen Nährstoffen, was vor allem für Abnehmwillige interessant ist. Durch mehr Eiweißverzehr und gleichzeitig weniger Kohlenhydrate können sich auch die Blutfette verbessern, was zu einem geringeren Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall führt.
Trotzdem wird immer wieder davon abgeraten zu viel Eiweiß zu verzehren, weil es die Nieren belastet. Es konnte bei nierengesunden Probanden in keiner Studie eine Schädigung der Nieren durch hohen Eiweißkonsum festgestellt werden. Sowohl Sportler als auch Nichtsportler können von einem mehr an Eiweiß – wie oben beschrieben – profitieren. Die Niere passt sich dem erhöhten Konsum nämlich an, indem sie sich leicht vergrößert und ihre Filtrationseigenschaft verbessert. Das Ganze kann unterstützt werden, indem man genug trinkt.
Weiterhin wird vor dem Risiko gewarnt, durch zu viel Eiweiß Gicht zu begünstigen. Gicht entsteht, wenn die Harnsäure nicht richtig über die Nieren ausgeschieden wird. Diese bildet dann Kristalle, setzt sich in Gelenken ab und führt zu Schmerzen, ähnlich, wie wenn Sand im Getriebe wäre.
Harnsäure ist das Abbauprodukt der Purine, die in eiweißreichen Lebensmitteln häufig zu finden sind. Deshalb der Zusammenhang zwischen Eiweiß und Gicht. Die Fähigkeit der Niere Harnsäure abzubauen, hängt in erster Linie davon ab, wie die Insulinresistenz des Körpers ist. Menschen mit übermäßigem Bauchfett haben häufig einen erhöhten Insulinspiegel, der die Niere davon abhält, Harnsäure optimal abzubauen. Ein erhöhter Eiweißkonsum ist aber eine gute Strategie das Bauchfett zu verlieren und mit Training zusammen die Insulinresistenz zu verbessern.
Eine Übersäuerung des Körpers durch zu viel Eiweiß wird auch häufig diskutiert. Durch diese soll es zu einem Kalziumabbau in den Knochen kommen und Osteoporose begünstigt werden. Diese Vermutung stammt aus älteren Studien, in denen dargelegt wurde, dass nach hohem Eiweißverzehr eine Kalziumausscheidung über den Urin stattfand. Dieses kam aber nicht aus den Knochen, sondern war sog. Nahrungskalzium, denn durch einen erhöhten Eiweißverzehr verbessert sich die Kalziumaufnahme im Darm.
Wahr ist aber, dass eiweißreiche Lebensmittel die Säure im Körper erhöhen können. Der Körper wiederum kann diese über die Atmung und die Niere wieder abbauen. Nur wenn diese Organe in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind, kann es zu einem Kalziumabbau in den Knochen kommen.
Dieser Beitrag stammt aus der Eiweiß-Serie in „shape UP“, dem Magazin der Fitnessstudios. Jetzt in vielen Studios oder unter www.shapeup-magazin.de.
Foto: Africa-Studio, Shutterstock