Wie viel Eiweiß scha­det wem?

Wie viel Eiweiß schadet wem? / Foto: Africa-Studio, ShutterstockDass Eiweiß für die Ernäh­rung unver­zicht­bar ist, bestrei­tet kei­ner. Aber wie viel – dar­über strei­ten die Gelehr­ten. Die einen gehen von 0,8 Gramm pro Kilo­gramm Kör­per­ge­wicht aus. Ande­re hal­ten das für die Mini­mum-Ver­sor­gung und emp­feh­len für kör­per­lich akti­ve Men­schen eine Opti­mal­ver­sor­gung von 2,0 Gramm pro Kilo Kör­per­ge­wicht. Kri­ti­ker sehen dabei schlim­me Fol­gen von Gicht bis Nie­ren­ver­sa­gen vor­aus. Da ist es bes­ser zu wis­sen als zu glau­ben.

Für einen 80 Kilo schwe­ren Mann liegt zwi­schen Mini­mum und Opti­mum immer­hin eine Span­ne zwi­schen 64 und 160 Gramm rei­nes Eiweiß pro Tag. Dabei gibt es gute Grün­de, mehr Eiweiß zu essen als man min­des­tens braucht. Zum Bei­spiel kann man durch Pro­te­in eine bes­se­re Sät­ti­gung erzie­len, als mit allen ande­ren Nähr­stof­fen, was vor allem für Abnehm­wil­li­ge inter­es­sant ist. Durch mehr Eiweiß­ver­zehr und gleich­zei­tig weni­ger Koh­len­hy­dra­te kön­nen sich auch die Blut­fet­te ver­bes­sern, was zu einem gerin­ge­ren Risi­ko für Herz­in­farkt und Schlag­an­fall führt.

Trotz­dem wird immer wie­der davon abge­ra­ten zu viel Eiweiß zu ver­zeh­ren, weil es die Nie­ren belas­tet. Es konn­te bei nie­ren­ge­sun­den Pro­ban­den in kei­ner Stu­die eine Schä­di­gung der Nie­ren durch hohen Eiweiß­kon­sum fest­ge­stellt wer­den. Sowohl Sport­ler als auch Nicht­sport­ler kön­nen von einem mehr an Eiweiß – wie oben beschrie­ben – pro­fi­tie­ren. Die Nie­re passt sich dem erhöh­ten Kon­sum näm­lich an, indem sie sich leicht ver­grö­ßert und ihre Fil­tra­ti­ons­ei­gen­schaft ver­bes­sert. Das Gan­ze kann unter­stützt wer­den, indem man genug trinkt.

Wei­ter­hin wird vor dem Risi­ko gewarnt, durch zu viel Eiweiß Gicht zu begüns­ti­gen. Gicht ent­steht, wenn die Harn­säu­re nicht rich­tig über die Nie­ren aus­ge­schie­den wird. Die­se bil­det dann Kris­tal­le, setzt sich in Gelen­ken ab und führt zu Schmer­zen, ähn­lich, wie wenn Sand im Getrie­be wäre.

Harn­säu­re ist das Abbau­pro­dukt der Puri­ne, die in eiweiß­rei­chen Lebens­mit­teln häu­fig zu fin­den sind. Des­halb der Zusam­men­hang zwi­schen Eiweiß und Gicht. Die Fähig­keit der Nie­re Harn­säu­re abzu­bau­en, hängt in ers­ter Linie davon ab, wie die Insu­lin­re­sis­tenz des Kör­pers ist. Men­schen mit über­mä­ßi­gem Bauch­fett haben häu­fig einen erhöh­ten Insu­lin­spie­gel, der die Nie­re davon abhält, Harn­säu­re opti­mal abzu­bau­en. Ein erhöh­ter Eiweiß­kon­sum ist aber eine gute Stra­te­gie das Bauch­fett zu ver­lie­ren und mit Trai­ning zusam­men die Insu­lin­re­sis­tenz zu ver­bes­sern.

Eine Über­säue­rung des Kör­pers durch zu viel Eiweiß wird auch häu­fig dis­ku­tiert. Durch die­se soll es zu einem Kal­zi­um­ab­bau in den Kno­chen kom­men und Osteo­po­ro­se begüns­tigt wer­den. Die­se Ver­mu­tung stammt aus älte­ren Stu­di­en, in denen dar­ge­legt wur­de, dass nach hohem Eiweiß­ver­zehr eine Kal­zi­um­aus­schei­dung über den Urin statt­fand. Die­ses kam aber nicht aus den Kno­chen, son­dern war sog. Nah­rungs­kal­zi­um, denn durch einen erhöh­ten Eiweiß­ver­zehr ver­bes­sert sich die Kal­zi­um­auf­nah­me im Darm.

Wahr ist aber, dass eiweiß­rei­che Lebens­mit­tel die Säu­re im Kör­per erhö­hen kön­nen. Der Kör­per wie­der­um kann die­se über die Atmung und die Nie­re wie­der abbau­en. Nur wenn die­se Orga­ne in ihrer Leis­tungs­fä­hig­keit ein­ge­schränkt sind, kann es zu einem Kal­zi­um­ab­bau in den Kno­chen kom­men.

Die­ser Bei­trag stammt aus der Eiweiß-Serie in „shape UP“, dem Maga­zin der Fit­ness­stu­di­os. Jetzt in vie­len Stu­di­os oder unter www.shapeup-magazin.de.

Foto: Afri­ca-Stu­dio, Shut­ter­stock